Thüringer Landeszeitung 08.08.2008

 NPD-Anmeldung zurückgezogen

 Jena. (tlz) Nun gibt es zumindest etwas Schriftliches darüber, dass das
"Fest der Völker" der NPD am 13. September nicht in Jena stattfindet.
Gestern Nachmittag hat André Kapke von der NPD per Fax das dritte
"Fest" dieser Art beim Ordnungsamt abgemeldet, wie Ordnungsdezernent
Frank Jauch gestern bestätigte. Nun können die Mitglieder von
Aktionsbündnis und Aktionsnetzwerk aufatmen und ihre Kräfte darauf
konzentrieren, das Bürgerbündnis in Altenburg zu unterstützen.

In Altenburg wurde bis gestern noch die Hoffnung gepflegt, dass die NPD
bewusst die Anmeldungen für Jena und Altenburg parallel bestehen lässt,
um am Ende doch in Jena feiern zu wollen.

In Altenburg wurde bislang kein Platz gefunden, auf dem die Neonazis
ihr Fest begehen können. "Die NPD wollte ursprünglich auf den Festplatz
der Stadt. Der aber ist laut Satzung nicht zur Nutung durch Parteien
freigegeben", sagte Anne-Kristin Ibrügger vom Bürgerbündnis Altenburg.
Der Richard-Wagner-Platz sei aus Sicherheitsgründen von der Polizei als
Veranstaltungsort abgelehnt worden. Schließlich stand das Gewerbegebiet
Poststraße zur Debatte. "Das Gelände wäre das letzte, wo so etwas
stattfinden kann", sagt Anne-Kristin Ibrügger. Die Stadt Altenburg habe
ihr Veto bei der Versammlungsbehörde im Landratsamt eingereicht.
Historische Gründe sprechen dafür, dass dort kein NPD-Fest stattfinden
darf.

Noch keinen Platz in Altenburg

Auf dem
Gewerbegebiet Poststraße war bis 1945 ein Außenlager des
Konzentrationslagers Buchenwald. Die Häftlinge mussten dort im so
genannten Hasag Werk, einem Rüstungsbetrieb, unter Aufsicht der SS
Munition herstellen. Als am 15. April 1945 die Amerikaner das Werk
besetzten, waren noch 7242 deutsche Häftlinge und 3000 Ostarbeiter in
dem Lager. Drei Tage zuvor waren 2443 Häftlingsfrauen und 500 Männer
auf einen Todesmarsch in Richtung Gößnitz, Meerane, Waldenburg, Zwickau
und Karlsbad geschickt worden. 800 Frauen wurden in Waldenburg befreit,
über den Verbleib der anderen Häftlinge ist nichts bekannt.

"Wir haben jetzt vom Landkreis ein Schreiben vorliegen, in dem die
Stadt aufgefordert wird, einen neuen Platz für die NPD-Veranstaltung zu
benennen – was wir nicht machen werden", sagte gestern Johannes Graffé,
der Rechtsdezernent der Stadt Altenburg. Die Stadt sei nicht dafür da,
einen Platz für die NPD auszusuchen.

07.08.2008   Von Barbara Glasser

 

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