Rechtsextreme und Linksautonome haben sich gestern Nachmittag vor dem
Amtsgericht eine Straßenschlacht geliefert. Hintergrund der
Auseinandersetzung: In Saal 247 des Gerichtsgebäudes in der
Bernhard-Göring-Straße musste sich ein führender Leipziger Neonazi wegen
Beleidigung verantworten.
Dem Gericht war die Brisanz des 13-Uhr-Termins sehr wohl bewusst.
Vorsichtshalber wurde das Polizeirevier Süd verständigt. Angeklagt war
immerhin Istvan R., der zu den führenden Kräften der Neonazi-Gruppierung
Freies Netz Leipzig zählt. Der schmale Rechtsextreme trat allein in
diesem Jahr bei zahlreichen Kundgebungen, etwa in Reudnitz, Grünau und
Großzschocher als Anmelder auf. Vor Gericht musste er gestern im
Zusammenhang mit einem Überfall auf das alternative Jugendzentrum Bunte
Platte in Grünau im vergangenen Jahr. Da soll er laut Anklageschrift
Jugendliche als "genetischen Dreck" beschimpft und ferner gesagt haben:
"So was wie euch hätte man früher ins KZ gesteckt."
Obwohl sich zur Verhandlung sowohl Publikum aus dem Neonazi-Milieu als
auch Linke — nach Polizeiangaben 15 Personen — eingefunden hatten, blieb
es dem Gericht zufolge im Saal friedlich. Gegen 15 Uhr wurde die
Verhandlung vertagt, weil ein wichtiger Zeuge fehlte.
Vor dem Gerichtsgebäude hatte sich unterdessen die Situation zugespitzt.
"Aus Richtung Connewitz näherte sich eine größere Gruppe Linker, die
unmittelbar und sofort die etwa 20 Rechtsextremen angriff, die vor dem
Amtsgericht standen", schilderte Polizeisprecher Uwe Voigt. "Es flogen
Steine, Obst und Gemüse." Zeugen berichteten, dass einige schwarz
gekleidete und überwiegend vermummte Jugendliche das Gerichtsgebäude
gestürmt hätten. "Von konkreten Störungen ist mir nichts bekannt", so
Gerichtssprecher Stefan Blaschke. Auch die Polizei meldete zumindest
keine Auseinandersetzungen innerhalb des Gebäudes.
In der Bernhard-Göring-Straße war ein massives Aufgebot an
Ordnungshütern aufgefahren, sperrte das Umfeld des Gerichts zeitweise
ab. "Beide Gruppen rannten bei Eintreffen der Polizei in
unterschiedliche Richtungen davon", so Sprecher Voigt. "Verletzte gab es
bei den Auseinandersetzungen nicht." Sachbeschädigungen an parkenden
Autos wurden offiziell nicht bestätigt. Die Polizei leitete ein
Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs ein. Frank Döring
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