Arroganz und Anmaßung
Sie kapieren nichts. Sie wollen nichts kapieren. Sie wollen "action".Jedenfalls die, die den "Antirassistischen Spaziergang" am 22. März in Wurzen zu einer Farce gemacht haben, was den Titel des vomAntifaschistischen Netzwerks Leipziger Land organisierten Aufmarsches betrifft. Sicher, das Anliegen ist wichtig. Daher wird es von der demokratischen Mehrheit der Wurzener nicht nur nicht in Frage gestellt, sondern durch ihr alltägliches Verhalten unterstützt. Es gibt aber auch
Menschen und Einrichtungen in der Stadt, die ganz aktiv und kontinuierlich allen Spielarten von Rassismus und Neofaschismus den
Kampf ansagen. Mit friedlichen Mitteln, ohne Hass-Tiraden-Lautsprecher und gewaltbereites Getöse in martialischem Gewand. Dazu zählen die neue Rathausspitze, das Netzwerk für Demokratische Kultur, die demokratischen
Parteien, die Jugend- und Sportvereine, natürlich die Schulen, um nur einige zu nennen.
Sich mit ihnen und anderen Bürgern zu einem von allen, vor allem den Wurzenern selbst, gewollten Aktionsbündnis zusammenzuschließen, fiel den linksradikalen Organisatoren nicht ein. Ich vermute, weil sie sonst auf
einen Teil der vermummten Mitläufer verzichten müssten, die einer ganz anderen Losung folgten. Im Internet kann man sie, kopfschüttelnd, lesen — "Wurzen: Sie wollen uns nicht? Wir kommen trotzdem!" Daneben ist ein Mädchen abgelichtet, das sich die Augen zuhält. Das, so soll das Foto wohl lehren, blind gegenüber dem Neonazismus ist und daher auf die
lichten geistigen Höhen der Heilsbringer geführt werden muss. Welche dummdreiste Arroganz, welche geistlose Anmaßung gegenüber mündigen Bürgern, die man nach offizieller Lesart doch für eine gute Sache gewinnen möchte. Doch demokratisches, einvernehmliches Miteinander geht anders. Und so bleibt mir unverständlich, warum die Linke des
Landkreises, obwohl nicht Veranstalter, sich von dieser bösen Anti-Demokratie-Vorstellung nicht öffentlich distanziert.
@w.skaun@lvz.de
Von Wulf Skaun