Elternbriefe an Polizei und Bürgermeister
„Denk mal drüber nach, was du deinen Eltern damit antust…“ sagte ein Polizist zu einem minderjährigen Kind,welches bei der Räumung des besetzten Hauses in Erfurt bei einer Sitzblockade davor festgenommen wurde.
Die Eltern reagierten auf diese Aussage in einer Form, die so wohl nicht erwartet war. Nämlich mit zwei Stellungnahmen, eine an den Polizeipräsidenten und Oberbürgermeister der Stadt Erfurt. Sie schildern die Erlebnisse ihrer Kinder, welche zudem auch durch andere Personen bestätigt wurden, so heißt es:
„Was ist geschehen? Unsere minderjährigen Kinder (15 und 16 Jahre) haben am 16.4.2009 an einer friedlichen Sitzblockade vor dem besetzten Haus in Erfurt teilgenommen. Die Sitzblockade wurde aufgelöst, die Kinder sind gegen 7Uhr in Zellen mit den Maßen “0,5Meter x 0,5Meter” pro Person gesteckt wurden, die sich in einen Gefangenentransporter befanden und laut Gedächtnisprotokoll unserer Kinder durch eine Klimaanlage künstlich gekühlt wurden. Unsere Kinder befanden sich stundenlang im Gefangenentransporter. Als es wärmer wurde und die Sonne auf den Transporter schien, wurde die Klimaanlage abgestellt.
Sie hörten, wie ein anderes Mädchen, dass sich in einer Zelle nebenan befand, einen Asthmaanfall erlitt, sie hörten, wie ein anderes Mädchen Stunden lang geschrien hat, dass sie auf Toilette musste und sie hörten die Polizisten vor den Gefangenentransportern, die das Radio noch lauter machten und dabei Smalltalk hielten. Wollten die Beamten die Schreie und Hilferufe der anderen Kinder im Transporter nicht hören? Um die Schreie im Bus kümmerten sie sich, laut Gedächtnisprotokoll unserer Kinder, jedenfalls nicht.
Am späten Nachmittag wurden unsere Kinder, ohne Beisein eines Erziehungsberechtigten, verhört und es wurden Fingerabdrücke genommen. Ein eindeutiges Vergehen seitens der Polizei, da dies bei Minderjährigen nicht erlaubt ist. Irgendwann bekamen sie endlich etwas Wasser zu trinken. Mit Essen wurden sie nicht versorgt.“
An diesem Tag war wieder mal zu sehen wie es um einen sogenanten „Rechtsstaat“ bestellt ist, wenigsten konnte das SEK mal üben, ohne immer nur die langweiligen KollegInnen damit nerven zu müssen. Die Antwort für den Polizisten gab es auch noch:
“Unsere Kinder haben uns am 16.4.2009 sehr stolz gemacht. Nachgedacht werden muss in den nächsten Tagen an anderer Stelle. Schön wäre es gewesen, wenn das Nachdenken vor der Räumung geschehen wäre. Schön wäre es auch, wenn jeder Diener des Staates zumindest einmal während seiner Ausbildung das Wort “Verhältnismäßigkeit” definieren musste.”
In Leipzig kommt es seit der Räumung und dem massiven, nicht gerade „verhältnismäßigen“ Einsatz weiter zu Aktionen. Das konnten wohl nicht nur Partysuchende in Connewitz am Wochenende feststellen. Es werden weiter Barrikaden gebaut und Mülltonnen in Brand gesteckt. Einige sind anscheinend immer noch wütend, wenn wundert es, wenn mensch bedenkt, dass eine Person am Freitag mit schweren Verletzungen im Krankenhaus gelandet ist, weil ein Polizist ihn niedergeschlagen hat. Auch andere durften erfahren, wie viel Spaß die Polizei in Leipzig dabei hat auf Menschen ein zu schlagen und mit Blitzlichtgewitter die Datenbanken zu füllen. Die Nächte werden wohl wieder länger und wärmer, da kann mensch froh darüber sein,dass die so schon überlastete Polizei in Leipzig bald Verstärkung bekommt, ob ein paar Hundert mehr dann genug sind, wird wohl abzuwarten sein.
indymedia – Eltern äußern sich gegen Repression
indymedia – Übersicht zu Soliaktionen in Leipzig
Video vom vergangenen Freitag in Connewitz:
http://www.youtube.com/watch?v=uejAH2NDWB0
Alle Personen die gekesselt wurden, andere Probleme mit der Polizei hatten oder die den Angriff auf den Verletzten gesehen haben, sollten sich beim EA melden. Geht dagegen vor, lasst euch nicht einschüchtern. Es wurde schon nach der übertriebenen Polizeiaktion im letzten Jahr in Grünau erfolgreich gegen das Verhalten der Polizei vorgegangen. Also meldet euch beim EA, der hilft euch weiter: Freitag 17:30 bis 18:30 Uhr im Linxxnet. ( http://www.left-action.de/gruppen.shtml#EA)