Am Abend des 22. Novembers
griffen Nazis mit Signalraketen ein Wohnhaus in der Holsteinstraße an und
skandierten Anti-Antifa-Parolen. Das Haus wurde in der Nacht zuvor mit zwei
großen Hakenkreuzen beschmiert.
Rund 40 Personen, zumeist
schwarz gekleidet und vermummt, marschierten an diesem Donnerstag gegen 21 Uhr
an der gegenüberliegenden Straßenseite auf. Sie begannen sofort, Signalraketen
gegen das Haus zu schießen und brüllten "Rotfront verrecke",
Nationaler Sozialismus jetzt" und Anti-Antifa-Parolen. Nach wenigen
Minuten verschwanden die Vermummten in Kleingruppen in den anliegenden Straßen.
Die kurze Zeit später eintreffende Polizei konnte lediglich von einigen wenigen
die Personalien aufnehmen. Die Bewohner des Hauses selbst sind überrascht und
verängstigt. Nach eigenem Bekunden können sie keinen Anlaß sehen für derartige
Drohgebärden der lokalen rechtsextremen Szene.
Bereits in der Nacht zuvor
waren am selben Haus zwei großen Hakenkreuze angebracht worden, die den
Schriftzug "wieder Deutschland" einrahmten. Es wurde Anzeige gegen
Unbekannt gestellt wegen der Verwendung von nationalsozialistischen Zeichen,
Sachbeschädigung und Landfriedensbruch.
Schon seit einigen Monaten
sind vermehrt propagandistische Aufkleber und subtilere Edding-Schmierereien in
Reudnitz und den angrenzenden Stadtteilen aufgetaucht. Während den bundesweit
von Nazi-Organisationen ausgerufenen "Hess-Gedenkwochen" im August
diesen Jahres wurden auch hier Grafittis, Aufkleber und Flugblätter mit
einschlägigen Inhalten gefunden.
Ebenfalls aktiv sind
sogenannte "Autonome Nationalisten", die unter den "Freien
Kräften Leipzig", einer rechtsextremen, kameradschaftsähnlichen
Gruppierung, zu finden sind. Sie verteilten Anfang September Flugblätter in
Reudnitz-Thonberg und Anger-Crottendorf. Im Oktober und November gab es
ähnliche Aktionen in Einkaufscentern in der Dresdner Straße, in Probstheida und
Wachau.
Der Überfall vom 22.
November erreichte in dieser Hinsicht allerdings eine andere Qualität im
Leipziger Osten. Ein derart massiver Einschüchterungsversuch erinnert zwar die
Vorfälle in der GutsMuthsstraße und vor dem Programmkino Cineding in der
Zschocherschen Straße anfang des Jahres, als sich dort Anwohner gegen eine
Nazi-Wohngemeinschaft zur Wehr setzten.