Machtkampf in der Leipziger Diskoszene: Keine Hinweise auf den Todesschützen


Leipzig. Nach den schweren Auseinandersetzungen zwischen Besuchern der
Diskothek "Schauhaus" und Türstehern am frühen Samstagmorgen in
Leipzig, nach denen ein 28-jähriger Russlanddeutscher erschossen wurde,
hat die Polizei erste Hinweise erhalten. Am Sonntag wurden sieben
Personen vernommen, deren Personalien in der Tatnacht aufgenommmen
wurden, sagte Polizeisprecherin Diana Voigt gegenüber LVZ-Online. Namen
von möglichen Tätern wurden dabei aber nicht genannt. Ermittelt wird
nun wegen Totschlags des 28-jährigen Russlanddeutschen, versuchten
Totschlags eines 37-jährigen Deutschen, gefährlicher Körperverletzung,
schweren Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung.


Der junge Russlanddeutsche Andreas K. wurde vor der Diskothek "Mia’s"
erschossen. "Der junge Mann war mit einem Freund zum Rauchen vor die
Tür gegangen und wurde so zufällig Opfer", beschreibt Polizeipräsident
Rolf Müller den dramatischen Vorfall.


Dem tragischen Tod des Russlanddeutschen war ein heftiger Streit
mehrerer Besucher der Diskothek "Schauhaus" vorausgegangen. Ein
37-jähriger Security-Mitarbeiter trug dabei schwere Stichverletzungen
davon. Er wurde am Samstagmorgenin notoperiert und ins künstliche Koma
versetzt. Er konnte deshalb am Wochenende noch nicht zu den
Geschehnissen befragt werden. Inzwischen ist er wieder bei Bewusstsein.
"Sein Zustand ist stabil," sagte sein Anwalt Stephan Bonell gegenüber
der Leipziger Volkszeitung. Marko Z. habe einen Südeuropäer gesehen,
bevor dieser ihn mit einem Messer angegriffen und niedergestochen habe,
so der Anwalt weiter. In der Szene sei der Angreifer als Arthur
bekannt. Das 37-jährige Opfer ist der Chef der L.E. Security. Wie viele
Menschen außerdem verletzt wurden, ist noch unklar.

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Erste Auseinandersetzungen schon im Herbst


Seit Herbst vergangenen Jahres schwelt ein Streit zwischen zwei
Leipziger Security-Firmen auf der einen Seite und einer Gruppe von
Ausländern auf der anderen. Immer wieder war es zu teils brutalen
Auseinandersetzungen gekommen. "Es geht dabei um Vormachtrechte,"
vermutet der Polizeipräsident. Auch Drogengeschäfte können nicht
ausgeschlossen werden. Einige Namen sind der Polizei inzwischen
bekannt. Es gebe auch Ermittlungsansätze. Vor Weihnachten hätte sich
die Situation beruhigt. Dass es in der Nacht zu Samstag derart
eskalieren könnte, hätte niemand vorhersehen können.


Der erste Notruf der Polizei sei um 2.42 Uhr eingegangen, skizziert
Müller den Tatverlauf. Eine Gruppe Personen ausländischer Herkunft
hätten die Diskothek "Schauhaus" gestürmt. Es kam zu einer Schlägerei,
bei der der 37-jährige Security-Mann verletzt wurde. Den
Sicherheitskräften sei es dann gelungen, die Angreifer bis vor die Tür
zu drängen.


Polizeihunden die Schnauze zugedrückt


Die Polizei war kurz darauf mit 60 Einsatzkräften vor Ort. 150 Personen
hätten zu diesem Zeitpunkt vor der Disko gestanden, so Müller weiter.
Neben Schaulustigen und dem Securitypersonal, das inzwischen verstärkt
worden war, gehörten der Menge etwa 50 Ausländer an. Diese, aber auch
die Sicherheitsleute, hätten die Polizisten massiv und brutal
angegriffen. Aufgrund ihrer körperlichen Konstitution, trainiert im
Fitness-Studio und beim Freefight im Kampfsport-Gym, gingen die Täter
mit einer bis dahin unbekannten Aggressivität vor. "Sie ließen sich von
unseren Diensthunden in den Arm beißen, um den Tieren dann mit der
anderen Hand die Schnauze zuzudrücken," berichtet Müller. Damit waren
die Hunde außer Gefecht gesetzt. Beide Gruppierungen waren mit
Baseballschlägern, Pfefferspray und Pflastersteinen ausgerüstet. Damit
wurden die Scheiben der Diskothek und einer benachbarten Spielbar
zerstört.


Die Polizei versuchte, die Situation zu beruhigen. Infolgedessen
machten sich mehrere Gruppen auf den Weg in die Innenstadt. Dabei
gingen auch in den Diskotheken "Pflaumenbaum" und "Mia’s" in der
Kleinen Fleischergasse Scheiben zu Bruch. Hier traf den 28-jährigen
Andreas K. die tödliche Kugel. Ein Mann mit dunklerer Hautfarbe soll
drei Schüsse abgegeben haben, so die bisherigen Ermittlungen. Einer
davon traf den Russlanddeutschen in den Kopf. Die anderen beiden
Projektile wurden in der Wand neben dem Eingang gefunden. Die
Ermittlungen zu Täter und Tatwaffe laufen.

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Auch in der Diskothek "Markt 1" in der Katharinestraße wurden
Scheiben eingeschlagen. Insgesamt beläuft sich der Sachschaden auf
50.000 Euro. Erst gegen 6 Uhr hätte sich die Lage in der Innenstadt
beruhigt.


Noch steht nicht fest, welcher Gruppierung welche Schäden zuzuordnen
sind. In den nächsten Tagen sollen Aufnahmen aus Überwachungskameras in
die Ermittlungen einbezogen werden. Festnahmen habe es nicht gegeben,
so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Ricardo Schulz. Allerdings seien
die Personalien verschiedener Täter aufgenommen worden sowie
verschiedene Kennzeichen notiert, die zu den Tätern führen werden.


Spezialkräfte nach Leipzig verlegt

Die Polizei verstärkte in der Nacht zum Sonntag ihre Präsenz in der
Innenstadt. Außerdem sind Spezialkräfte aus Thüringen und
Sachsen-Anhalt im Einsatz. Landespolizeipräsident Bernd Merbitz hatte
sie bereits wenige Stunden nach der Tat zur Verstärkung der sächsischen
Spezialkräfte angefordert, „um eventuelle Racheakte nicht zuzulassen
und die öffentliche Ordnung und Sicherheit in Leipzig auch nach diesem
dramatischen Ereignis sicherzustellen“. Die Spezialkräfte würden „auch
die nächste Zeit bleiben, mehrere Kräfte nach Leipzig verlagert“. Sie
blieben in Absprache mit Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) „so
lange, wir sie hier brauchen“.

Zur Aufklärung der Geschehnisse der Nacht und deren Umfeld hat die
Polizei eine 30-köpfige Ermittlungsgruppe gebildet. Um die genauen
Tatabläufe umfassend rekonstruieren zu können, bittet die Polizei um
Mithilfe der Bevölkerung. So werden Taxifahrer gesucht, die nach
Mitternacht Beobachtungen im Bereich des „Schauhaus“ gemacht oder
Personen aus der Innenstadt in Leipziger Krankenhäuser gefahren haben.
Des Weiteren wird der Mann gesucht, der den Einlassdienst in der
Discothek „Mia’s“ veranlasste, vor Abgabe der Schüsse die Tür zu
schließen. Zeugen, die Hinweise zum Sachverhalt geben können, melden
sich bei der Kriminalpolizei Leipzig, Dimitroffstraße 1 in 04107
Leipzig oder unter der Telefonnummer (0341) 9664 6666.

Anne Sturm, LVZ-Online

Weitere Berichte über die Ausschreitungen lesen Sie in der Leipziger Volkszeitung vom 10. März oder im E-Paper.


© LVZ-Online vom: Mittwoch, 12. März 2008
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