Die Darstellung des
eskalierenden Konflikts um die Kontrolle von Clubs und Diskotheken
wird in der öffentlich wahrgenommenen Darstellung der
Lokalpresse, insbesondere der LVZ, so weit heruntergebrochen, dass es
zum Erbrechen nötigt. Sogenannte "kriminelle
Ausländerbanden" (sic) bringen sich nach Meinung einiger
Provinzredakteur_innen in Stellung, um deutsche Etablisments mit
Drogen, Waffen und Prostitution zu überschwemmen und die sie
schützenden deutschen Securities zu verdrängen. So einfach
kann mensch sich das heute also machen! Da die "kriminelle
Ausländerbande" immer noch zu abstrakt scheint für den
durschnittlichen Zeitungsleser, werden einzelne Personen mit klar
identifizierbaren Merkmalen wie "Armenier, Libanese, Iraker,
Tschetschene" ausgestattet. Wer jetzt immer noch nicht den
Durchblick hat, der darf sich die Bedrohung noch allgemeiner als vom
"Araber" ausgehend bildhaft machen. Diese These
kolportierte ganz besonders die Leipziger Volkszeitung (wie der Name
schon sagt) in die städtische Bevölkerung.
Dankbar folgen NPD und
"Freies Netz" den vorgelegten Hetztiraden und rufen zum
Auflauf unter dem Motto "Für ein gastfreundliches Leipzig –
kriminelle Ausländerbanden raus". Und auch die
"Freies-Netz"-Macher Scheffler und Gerlach sehen darin eine
nur folgerichtige Unterstützung ihres Wirkens, Zitat: "Die
Provinzen sind befriedet weitesgehend! – Nun gehts an die
Großstädte!".
Immerhin schon am
Donnerstag fiel einem LVZ-Redakteur eine tiefwurzelnde Querverbindung
zwischen Leipziger Securities, der regionalen Free-Fight-Szene und
dem dazugehörigen Nazi-Fan-Publikum auf.
Bei der näheren
Betrachtung der beiden größeren Security-Firmen
(LE-Security und Black Rainbow Security) setzt sich der
Übelkeitsschwall fort. Nach einer stattgefundenen "ethnischen
Reinigung" des Stammpersonals finden sich dort fast nur deutsche
Muskelmänner, die in einem chauvinistischen Gruppengefüge
für "Ordnung und Sicherheit" sorgen möchten. Dass
es dabei sich nicht allein um die Sicherheit, sondern vielmehr um die
Ordnung dreht, dürfte allseits bekannt sein. Diese Ordnung, wer
wann in welcher Location abseits des Tresens seine nicht legalen
Waren anbietet, bestimmen die beiden genannten Firmen. Und diese
umsatzträchtige Kontrolle dieser Geschäfte ist der
Konflikt, der den vorläufigen Höhepunkt des letzten
Wochenendes mit sich gebracht hat.
Nun gibt es aber, was
genauso bekannt ist, nicht wenige Mitarbeiter-innen die mehr oder
weniger offen ihre nazistische Einstellung zeigen. Dies mag nicht
alle betreffen. Aber es ist allzu auffällig, wie stark sich die
Personalien der Securities mit denen des LOK-Hool-Spektrums und dem
Freundeskreis der Freien Nazis überschneiden. Und die
bevorstehende Demonstration bringt nichts weiter zum Ausdruck als die
gefühlte Solidarität zwischen parteigebunden und freien
Nazis mit einer rechten Türsteherclique mittels des offenbar
gemeinsamen Kampfes gegen Nicht-Deutsche und der Sicherung der
nationalen homezone.
Am Sonnabend früh aufzustehen und zu Frühstück und Spaziergang am Start zu
sein, heißt nicht, sich in Rivalitäten der Platzhirsche
einzumischen, sondern deutlich zu machen, dass die rassistische Hetze
der Lokalpresse unerträglich, die transportierten
Wertvorstellungen und die sie am direktesten äußernden
Nazis – spektrenunabhängig – absolut inakzeptabel und nicht
hinnehmbar sind!