LVZ 10.09.08

Rechtsextreme lösen Tumulte in Eilenburg aus


Massives Polizeiaufgebot verhindert Ausschreitungen / Oberbürgermeister kündigt Konsequenzen an

Eilenburg. Eigentlich sollte eine gut gemeinte Aktion gegen die illegale Plakatierung in Eilenburg starten. Evangelische Kirche und Stadtverwaltung hatten dazu aufgerufen, rund 30 Bürger aller Altersgruppen, darunter auch Jugendliche aus verschiedenen Clubs der Stadt, trafen sich am Montagabend am Rathaus. Doch dann drohte die Situation zu eskalieren, weil "50 rechtsgerichtete Personen", so die Polizei, die Aktion störten. Nur dank eines massiven und schnellen Polizeieinsatzes konnte die Situation schnell entschärft werden. Platzverweise wurden ausgesprochen, Reizgas eingezogen.

Gegen 18 Uhr waren Jörg Böhme vom Fachbereich Ordnung und Sicherheit und Pfarrerin Angelika Schiller-Bechert dabei, im Rathaus letzte Absprachen zu treffen. Währenddessen sammelten sich Jugendliche, die laut Polizei dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen waren, auf dem Marktplatz. Als die Akteure das Rathaus verlassen wollten, verlagerten sie ihren
Standort auf den Nikolaiplatz. Dort zündeten sie Feuerwerkskörper, krakeelten, drohten den Jugendlichen und Erwachsenen und warfen Zettel mit rechtsextremen Parolen umher. Für Beobachter der Szenerie war klar: Die Säuberungsaktion soll gestört werden. Trotzdem machten sich Bürger und Verwaltungsmitarbeiter auf den Weg, um die ersten Aufkleber zu
entfernen. Das blieb nicht ohne Reaktionen. Immer wieder griffen die Rechtsextremen die Gruppe verbal an und sorgten für Tumulte. "Die Provokationen wurden allerdings von den Teilnehmern nicht erwidert", so Ilka Peter von der Polizeidirektion (PD) Westsachsen. Die Situation spitzte sich zu, als sich die Angreifer auf das Polizeirevier am Dr.-Külz-Ring zubewegten. Zeugen hatten währenddessen die Beamten bereits mit dem Hinweis alarmiert, dass "etwa 150 Jugendliche versuchen,
die Veranstaltung zu stören". Die Polizei selbst sprach später von 50 Personen. "In dieser Situation wurde von den Eilenburger Kollegen mit Blick auf die Geschehnisse in Mörtitz Verstärkung angefordert." Wie berichtet, hatten bei einer Veranstaltung vor drei Wochen rund 15 Jugendliche zwei Beamte des Eilenburger Reviers angegriffen, die wegen ruhestörenden Lärms vor Ort gekommen waren. Beide Polizisten wurden dabei verletzt.
Für Kritik sorgen gestern vor allem Flyer, die zur Vorbereitung der Aktion in den Jugendclubs verteilt worden waren. "Diese haben unnötig provoziert", so Oberbürgermeister Hubertus Wacker (SPD). Bestrebungen der Kirche, die Aktion am nächsten Montag zu wiederholen, teilt Wacker nicht. "Wir sitzen heute erneut zusammen. Danach wird erst entschieden."

Kathrin Kabelitz, Hellmut Mauersberger

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