Limbach-Oberfrohna 22-03-09

Rededuell Voigt vs. Pastörs 

Das so genannte "Freie Netz" und der NPD-Kreisverband Nordsachsen organisierten im Zuge des Superwahljahres 2009 eine Veranstaltung, bei der Udo Voigt und Udo Pastörs in einer Podiumsdiskussion den Fragen der "Freien Kräfte" und der weiteren Zuhörerschaft Rede und Antwort stehen sollten. Anlass hierfür war, dass beim Anfang April anstehenden Bundesparteitag in Berlin der neue NPD-Parteivorsitzende gewählt wird. 

Dem derzeitigen Vorsitzenden Udo Voigt lastet noch immer der Fall Kemna an. Erwin Kemna, der Bundesschatzmeister der NPD, musste sein Amt im vergangenen Jahr wegen Veruntreuung von Parteigeldern niederlegen. Voigt war als Parteivorsitzender nicht fähig dies zu unterbinden. Er will selbst von nichts gewusst haben und nahm zudem Kemna in Schutz. Dies führte zum Vorwurf der Führungsschwäche und entfachte eine erbitterte Diskussion um die Frage, inwiefern Voigt als Bundesvorsitzender noch tragfähig ist.
Gegen Udo Pastörs hingegen, dem Vorsitzenden der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag, laufen derzeit noch Ermittlungen wegen seiner Aschermittwochsrede. Diese wird auf den Tatbestand der Volksverhetzung geprüft. Seine Kandidatur sorgt vor allem in Dresden um für Tumulte. Die sächsische Landtagsfraktion um den stellvertretenden Bundesvorsitzenden Holger Apfel, favorisierte ursprünglich Andreas Molau als neuen Parteivorsitzenden.

(Bilder gibt`s hier) 


Entsprechend wenig verwundert es, dass zum Rededuell nach Limbach-Oberfrohna aus Dresden eine recht große Delegation anreiste. Es kamen diverse regionale NPD-Vertreter, so Paul Lindner (stellvertretender Vorsitzender NPD-KV Dresden,) Andreas Storr (Mitarbeiter NPD-Fraktion Sachsen), Carmen Steglich (stellvertretende Vorsitzende NPD-KV Sächsische Schweiz/Osterzgebirge) und mit Gitta Schüßler, Jürgen W. Gansel, Peter Klose und Winfried Petzold gleich mehrere Landtagsabgeordnete. Aus dem "Freie Kräfte" – Spektrum waren unter anderem Ronny Thomas und Maik Müller aus Dresden vertreten, sowie eine ganze Reihe westsächsische Neonazis.
Die aus ganz Sachsen angereisten Neonazis waren über einen Schleusungspunkt, der in klassischer Manier an einer Tankstelle war, zum eigentlichen Veranstaltungsort, der "Gaststätte Mannheim" in Limbach-Oberfrohna, geführt worden. Vor der Einganstür warteten bereits Ordner auf die Gäste, die grüppchenweise aus den kleinen Seitengassen kamen. Lediglich durch die hohe Polizeipräsenz wurde äußerlich wahrnehmbar, dass eine größere Neonaziveranstaltung vor Ort stattfand, Widerstand seitens der Öffentlichkeit gab es nicht.

Der Zusammenschluss regionaler "Freier Kräfte" aus Westsachsen und Ostthüringen, welcher unter dem Label "Freies Netz" agiert, konnte mit dem "Rededuell" einmal mehr deutlich machen, dass die NPD in Sachsen auf die aktive Unterstützung parteiungebundener Neonazis angewiesen ist. Vor den etwa 150 TeilnehmerInnen machte Maik Scheffler aus Delitzsch im Eingangsreferat deutlich, dass es um "Arbeit auf gleicher Augenhöhe" geht. Der Vertreter der "Freien Käfte" und Kader des "Freien Netz" war erst Anfang April als NPD-Bundestagskandidat vom sächsischen Landeslistenparteitag aufgestellt worden. Nach Scheffler sprachen weitere Vertreter "freier Kräfte" bevor nun Udo Pastörs und Udo Voigt auftraten. Dem schloss sich eine Diskussion mit dem Publikum an.
Die Durchführung der Veranstaltung von Neonazis aus dem Spektrum der parteiungebundenen Neonazis diente als "deutliche Ansage" im Superwahljahr an die NPD. Ohne der Einbindung "freier Kräfte" wird es der NPD nicht gelingen, einen flächendeckenden Wahlkampf in Sachsen zu führen. 
Vor diesem Hintergrund versucht die NPD nun demonstrativ VertreterInnen "freier Kräfte" in die Parteiarbeit einzubinden und gewährt ihnen dabei teilweise Listenplätze für die anstehenden Wahlen. Dennoch steht sie massiv in der Kritik, da sie es -trotz gegenteiliger Versprechen- schon nach den letzten Wahlerfolgen versäumt habe, den "freien Kräften" gegenüber gegebene "Wahlversprechen" eingehalten zu haben.
Und während die westsächsischen Neonazis des "Freien Netzes" einen eher versöhnlichen Kurs mit der NPD avisieren, von dem sie zugleich durch Listenplätze profitieren, forcieren andere Neonazis einen Konfrontationskurs.
Vertreter dieser szeneinternen "Fundamentalopposition" sind unter anderem in der Dresdner Neonazi-Szene zu finden. Die regionalen Führungskader Ronny Thomas und Maik Müller verlautbarten erst einen Tag vor dem "Rededuell" auf ihren Homepages: "Die Zeiten, in denen parteifreie Aktivisten oftmals als eine Art Vorfeldorganisation im Sinne der Partei ihr Dasein fristen sollten oder aus mangelndem Selbstverständnis heraus unzählige Aktionen eigens um der Aktion Willen unterstützten, gehören längst der Vergangenheit an. Somit wird man weder für eine Wahlkampfdemonstration am 1.Mai in Dresden noch für den laufenden Kommunal-, Landtags- und Bundeswahlkampf zur Verfügung stehen."

www.recherche-ost.com 

indymedia.org – Aktion zum Nazigipfeltreffen in Limbach-O. 

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