Leserbrief in der LVZ Muldental vom 24.03.2009

Guten Tag Frau Köditz,
mit Befremden habe ich als Wurzener die Art und Weise des
antifaschistischen Sonntagsspaziergangs vom 22.03.2009 in Wurzen
wahrgenommen, dessen Aufruf auch Sie als Landtagsabgeordnete gefolgt
sind.
Mir ist die veranlassende Situation in Wurzen bekannt und ich schaue
auch nicht weg. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich zwei Söhne im Alter von 4
und 6 1/2 Jahren, deren Fragen ich mich stellen muss und dies auch mit
Sorge und der gebotenen Sorgfalt gegenüber der kindlichen Wahrnehmung
gern und verantwortungsvoll tue. Sie können davon ausgehen, dass ich den
Kindern unabhängig vom Geschehen stets einen Sicherheit suggerierenden
Polizeieinsatz erkläre, um – gerade wenn im täglichen Umfeld auftretend
– kindlichen Ängsten entgegenzuwirken und ggf. auf  mögliche Gefahren
aufmerksam zu machen, je nachdem, inwieweit das kindliche Verständnis
dies erfordert und verarbeiten kann. Dies galt es bereits bei einem
Besuch in Dresden am 14.02.09 zu meistern, als wir mit unserem PKW
unvermittelt in einen Polizeieinsatz gerieten und es kein Entrinnen gab.
Solche Ereignisse müssen aus meiner Sicht den Kindern erklärt werden, es
ist jedoch für uns als Eltern, die den Kindern die Grundfesten unserer
Demokratie vorleben und begreiflich machen, schwer, die massive
Polizeipräsenz bezüglich des an sich löblichen Grundgedankens der
Antifa-Bewegung mit dem tatsächlich Erlebten fragenden Kindern
darzustellen. Dazu zählen Vermummung, aggressives und lautes Parolieren
gegenüber der Polizei und Passanten mit Vokabular, das wir unseren
Kindern als "schlecht" erklären, Urinieren in Grünanlagen, gesperrte
Straßenzüge und Lärm, der jedes Wort ins Unverständliche verzerrt.
Kurzum: es fällt mir schwer, den erlebten Widerstand, der mit Ihrem
Namen ein bekanntes Gesicht trägt, auch meinen Kindern als gut zu
erklären, schade.

Freundliche Grüße

This entry was posted in Dokumentiert, Region. Bookmark the permalink.