LVZ-Online vom 26.08.08

Reudnitzer planen Montagsdemos und wollen Eltergruppe gründen

Leipzig. Vier Tage nach dem Fund der Leiche der getöteten Michelle
haben gut 500 Demonstranten – darunter laut Polizei mehr als 300
Rechtsextreme – in Leipzig härtere Strafen für Kinderschänder
gefordert. Der Protestzug startete am Montagabend vor der Grundschule
des getöteten Mädchens und endete am Stötteritzer Wäldchen, wo die
Leiche der Achtjährigen gefunden worden war.

Aus dem Zug wurden Rufe laut wie: „Keine Gnade für Kinderschänder“ und
„Kinderschänder – Todesstrafe“. Etwa hundert Teilnehmer trugen
uniformähnliche Kleidung, wie sie in der rechtsextremen Szene üblich
ist. Wie Polizeisprecher Uwe Voigt mitteilte, verlief die Kundgebung
jedoch friedlich und ruhig. Auf Seiten der rechtsextremen Szene im
Internet war seit Michelles Verschwinden die Todesstrafe für
Kinderschänder gefordert worden.

Auch im Fall des ermordeten Mitja hatten Rechtsextreme die Situation
auszunutzen versucht: Sie verteilten Flyer, in denen sie ihren Parolen
freien Lauf ließen. So wurde gegen Ausländer und so genannte
„Volksentfremdete“ gehetzt. Mitglieder der Szene demonstrierten damals
mehrmals.

Dass die rechtsextreme Szene ausgerechnet im Fall Michelle wieder
massiv aktiv wurde, ist kein Zufall: Der Onkel des ermordeten Mädchens,
Istvan R., zählt zu den führenden Köpfen des Neonazi-Netzwerks Freie
Kräfte Leipzig. Allein in diesem Jahr trat er bei zahlreichen
Rechtsextremen-Kundgebungen, etwa in Reudnitz, Grünau und Großzschocher
als Anmelder auf.

Bereits bei den Worch-Demos in früheren Jahren sichteten ihn
Staatsschützer in den ersten Reihen des Marschblocks. Vor einem Monat
stand er im Zusammenhang mit einem Überfall auf das alternative
Jugendzentrum Bunte Platte in Grünau vor Gericht. Wegen des Vorwurfs
der Beleidigung wurde er damals zwar aus Mangel an Beweisen
freigesprochen. Allerdings muss er sich voraussichtlich im November
wegen der bei diesem Überfall begangenen Körperverletzung verantworten.

Angemeldet hatte die Demonstration vom Montag Simone Thalheim, die in
dem Viertel von Michelles Familie wohnt. Eine Initiative aus Eltern und
Anwohnern habe sich spontan zusammen geschlossen, so Thalheim. Es gehe
ihr aber nicht nur um den Fall der getöteten Michelle, sondern um die
generelle Sicherheit der Kinder und den Umgang mit Sexualstraftätern.

Sie bestätigte außerdem, dass "rund 100 Leute aus der rechtsextremen
Szene" an dem Protestzug teilnahmen und dabei auch mit Megafonen
Anweisungen für Schweigeminuten während der Kundgebung gaben. "Die
Forderung der Todesstrafe lehnen wir aber ab", sagte Thalheim. Sie habe
deshalb am Montagabend auch dafür gesorgt, dass diese Rufe schnell
wieder verstummten.

Die Demonstrationen sollen von nun an wöchentlich am Montagabend
stattfinden. Geplant ist eine Strecke über die Zweinaundorfer Straße,
die Breite Straße und die Dresdner Straße bis zum Augustusplatz, wo die
Demonstration jeweils mit einer Kundgebung beendet werde, so Thalheim.

Am kommenden Sonnabend solle in Leipzig zudem eine Kinderschutzgruppe
gegründet werden. Vorbild ist die Berliner Organisation "Carolin". Der
Verein hatte sich 2005 gegründet. Damals war die 16-jährige Carolin aus
dem Ostseebad Graal-Müritz in einem Wald vergewaltigt und erschlagen
aufgefunden worden. Die Elterninitiative aus Bundeshauptstadt betreibt
Präventiomn und Aufklärung und hilft Thalheim zufolge beim Aufbau der
Leipziger Vereinigung.

Zusätzlich zum Spendenkonto der Stadt Leipzig (Konto 1 000 000 040,
Sparkasse Leipzig, Bankleitzahl 860 555 92, Verwendungszweck:
Michelle), richtete auch die Elterninitiative ein Konto zugunsten der
Familie von Michelle ein (Konto 10 88 100, Bank für Sozialwirtschaft,
Bankleitzahl 100 20 500, Verwendungszweck: Spende für Michelle).

mro, sb, kol, F. D.

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LVZ 25.08.08

Mordfall Michelle: Wöchentliche Demonstrationen geplant

Gestern Abend demonstrierten etwa 500 Anwohner vor Michelles Schule in
der Martinstraße. Die Versammlung, die danach durch Reudnitz zog, soll
die Politik unter Zugzwang setzen "Wir wollen weiterhin den Druck
aufrechterhalten", sagte Enrico Böhm, der die Demonstrationen
mitorganisierte. Die Kundgebung soll deshalb auch nicht die letzte
gewesen sein: "Wir werden uns nicht zufrieden geben, bis man den Täter
gefunden hat. Wir wollen jetzt jeden Montag demonstrieren." Zudem soll
die Route der Veranstaltungen nicht nur auf den Stadtteil beschränkt
bleiben. "Ab nächsten Montag wollen wir auch in Richtung Innenstadt
ziehen. Geplant ist ein Marsch von Reudnitz über den Ring in die Stadt
hinein und wieder zurück."
Bereits letzten Donnerstag hatte Böhm eine Spontandemo in der
Martinstraße angemeldet, bei der auch viele Rechtsextreme anwesend
waren. Am Freitag gab es ebenfalls Gerüchte, dass Personen aus diesem
Milieu am gleichen Tag eine weitere Kundgebung planten und aus dem
ganzen Bundesgebiet Aktive mobilisierten. Dies bestätigte sich aber
nicht. Auf Seiten der rechtsextremen Szene im Internet wird darüber
hinaus seit Michelles Verschwinden die Todesstrafe für Kinderschänder
gefordert. Gestern Abend waren unter den Demonstranten Polizeiangaben
zufolge mehr als 300 Rechtsradikale.
Auch im Fall des ermordeten Mitja hatten Rechtsextreme die Situation
auszunutzen versucht: Sie verteilten Flyer, in denen sie ihren Parolen
freien Lauf ließen. So wurde gegen Ausländer und so genannte
"Volksentfremdete" gehetzt. Mitglieder der Szene demonstrierten damals
mehrmals.
Dass die rechtsextreme Szene ausgerechnet im Fall Michelle wieder massiv
aktiv wurde, ist kein Zufall: Der Onkel des ermordeten Mädchens, Istvan
R., zählt zu den führenden Köpfen des Neonazi-Netzwerks Freie Kräfte
Leipzig. Allein in diesem Jahr trat er bei zahlreichen
Rechtsextremen-Kundgebungen, etwa in Reudnitz, Grünau und Großzschocher
als Anmelder auf. Bereits bei den Worch-Demos in früheren Jahren
sichteten ihn Staatsschützer in den ersten Reihen des Marschblocks. Vor
einem Monat stand er im Zusammenhang%

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LVZ-Online 25.08.08

Demonstranten und Neonazis wollen härtere Strafen für Kinderschänder

Leipzig. Vier Tage nach dem Fund der
Leiche der getöteten Michelle haben gut 500 Demonstranten – darunter
viele Neonazis – in Leipzig härtere Strafen für Kinderschänder
gefordert. Der Protestzug startete am Montagabend vor der Grundschule
des getöteten Mädchens und endete in dem nahen Park, wo die Leiche der
Achtjährigen gefunden worden war.

Die Menschen riefen „Keine Gnade für Kinderschänder“ und
„Kinderschänder – Todesstrafe“. Etwa hundert Teilnehmer trugen
uniformähnliche Kleidung, wie sie in der rechtsextremen Szene üblich
ist. Wie Polizeisprecher Uwe Voigt mitteilte, verlief die Kundgebung
jedoch friedlich und ruhig.

 Angemeldet hatte die Demonstration Simone Thalheim, die in dem Viertel
von Michelles Familie wohnt. Die Initiative aus Eltern und Anwohnern
hätte sich spontan zusammen geschlossen, so Thalheim. Es gehe ihr aber
nicht nur um den Fall der getöteten Michelle, sondern um die generelle
Sicherheit der Kinder und den Umgang mit Sexualstraftätern. Sie
bestätigte außerdem, dass Leute aus der rechten Szene mit Megafonen
Anweisungen für Schweigeminuten und Verhalten während der Kundgebung
gaben.

Die Demonstrationen sollen von nun an wöchentlich am Montagabend
stattfinden. Die Strecke solle dabei aber über die Zweinaundorfer
Straße, die Breite Straße und die Dresdner Straße zum Augustusplatz
führen, wo die Demonstration jeweils mit einer Kundgebung beendet werde
würde, so Simone Thalheim.

Zusätzlich zum Spendenkonto der Stadt Leipzig (Konto 1 000 000 040,
Sparkasse Leipzig, Bankleitzahl 860 555 92, Verwendungszweck:
Michelle), richtete auch die Elterninitiative ein Konto zugunsten der
Familie von Michelle ein (Konto 10 88 100, Bank für Sozialwirtschaft,
Bankleitzahl 100 20 500, Verwendungszweck: Spende für Michelle).

LVZ-Online / dpa

© LVZ-Online vom: Montag, 25. August 2008

Posted in Dokumentiert | Comments Off on LVZ-Online 25.08.08

Sachsen-Zeit.de 23.08.08

Tote Michelle: Polizei hat keine heiße Spur von ihrem Mörder
Leipzig: Sporttasche des ermordeten Mädchens bleibt verschwunden – 10000 Euro Belohnung

 Leipzig. Die Fahndung nach dem Mörder der kleinen Michelle läuft auch
an diesem Wochenende auf Hochtouren. Doch es ist wie die Suche nach der
Stecknadel im Heuhaufen. Anders lautende Berichte wonach es eine heiße
Spur gebe, wies die Polizei inzwischen entschieden zurück. Derweil
haben die Fahnder in Leipzig eine Belohnung in Höhe von 10000 Euro
ausgesetzt. Die Sonderkommission „Michelle“ wurde inzwischen auf 177
Beamte aufgestockt. Mehrere Profiler (Fallanalytiker) versuchen den
Kreis der möglichen Täter einzugrenzen. Am Abend wird es in der
Messestadt einen Gedenkgottesdienst für das ermordete Mädchen geben.

Einen Tag nach der Entdeckung der Kinderleiche wurde erneut mit
Hubschrauber und Reiterstaffel nach Spuren des Verbrechens gesucht.
Gleichzeitig ließ die Feuerwehr den Teich im Stötteritzer Wäldchen ab.
Darin war der Leichnam von Michelle am Donnerstag Mittag von einem
Spaziergänger entdeckt worde. Mit einem Hubschrauber (SensoCopter)
dokumentierte die Polizei den Fundort aus der Luft. Gestern Abend
veröffentlichte die Polizei dann Fotos von einem Kapuzenshirt und einer
Tasche, die Michelle am Tag ihres Verschwindens getragen hatte, die
aber nicht bei der Leiche gefunden wurden.

Die Beamten der
Soko werten die Hinweise aus der Bevölkerung aus, sichern Spuren und
Analysieren Erkenntnisse aus dem polizeilichen Auskunftssystem. Auch
die Auswertung des Videomaterials von den Leipziger Verkehrsbetrieben
ist nach wie vor nicht abgeschlossen. Gleichzeitig wurden 5000
Fahndungsplakate in der ganzen Stadt aufgehängt.

An der 25.
Grundschule in der Martinstraße findet heute die Einschulung der
Erstklässer statt. Sie wird nach Angaben der Schulleiterin sicher nicht
fröhlich sein. Stattdessen soll es eine Gedenkminute geben. „Wir sind alle unglaublich betroffen“, sagte
sie einer Journalistin. „Am Montag werden die Schüler erst mal darüber
sprechen wollen.“ Den Hort der Grundschule hatte auch Michelle am Tag
ihres Verschwindens besucht.

Die Eltern von Michelle werden
derzeit von einem Kriseninterventionsteam betreut und von der
Öffentlichkeit abgeschirmt. Nach Medienberichten sind sie derzeit nicht
in ihrer Wohnung, sondern in einem Hotel untergebracht. Einzig Isztvan
Repaczki, ein Onkel des ermordeten Mädchens, sucht bisher die
Öffentlichkeit. Bei ihm handelt es sich um die Leitfigur der Leipziger
Neonazis, die sich im „Freien Netzes“ zusammen geschlossen haben.

Posted in Dokumentiert | Comments Off on Sachsen-Zeit.de 23.08.08

Stern.de 22.08.08

Kindermord in Leipzig – Trauer und hilflose Wut

http://www.stern.de/politik/deutschland/:Kindermord-Leipzig-Trauer-Wut/635772.html

Von Lars Radau, Leipzig

Der
Mord an der achtjährigen Michelle bringt im Leipziger Stadtteil
Anger-Crottendorf die Emotionen zum Brodeln. Während Schule und
Behörden zur Besonnenheit mahnen und die Polizei fieberhaft nach Spuren
sucht, fordern einige Anwohner drakonische Strafen für den Täter.

Schritt für Schritt wird Jacqueline langsamer. Das kleine
schwarzhaarige Mädchen im gelben Sommerkleid dreht ihren Kopf, blickt
seine Mutter mit großen Augen an – und streckt seinen Arm aus. Hand in
Hand gehen die beiden die letzten Meter zur improvisierten Gedenkstätte
an der Einfahrt der 25. Grundschule im Leipziger Südosten. Über hundert
Kuscheltiere, einzelne Blumen und ganze Sträuße sind an der Rasenkante
vor dem Schultor abgelegt. Dazwischen, oft durch Klarsichtfolie
geschützt, stecken handgeschriebene Briefe und Kinderzeichnungen. Die
Flammen von Friedhofskerzen und Teelichtern flackern leicht im Wind.
Die Augen von Jacquelines Mutter füllen sich mit Tränen. Carola P. hat
ihrer achtjährigen Tochter schon zu erklären versucht, dass sie die
gleichaltrige Michelle nicht mehr auf dem Schulhof oder nachmittags
beim Spielen sehen wird. Auf die Frage nach dem Warum hat sie keine
Antwort.

Der Mord an der als zuverlässig geltenden Michelle erschüttert nicht
nur die Mitschüler und die unmittelbaren Nachbarn im Leipziger
Stadtteil Anger-Crottendorf. Fast im Minutentakt kommen Eltern mit
ihren Kindern, ältere Frauen oder auch vereinzelte Jugendliche an
Michelles Schule, um Blumen, Botschaften und Kuscheltiere abzulegen.
Offenbar aus der ganzen Stadt: Ein etwa 25-jähriger, lockiger junger
Mann mit dunkler Sonnenbrille hat die Mittagspause genutzt, um aus der
Innenstadt in den Südosten zu fahren und eine Blume vor der Schule
niederzulegen. „Ich habe auch eine kleine Tochter, das geht mir sehr
nahe“, sagt er. Seit das Verschwinden Michelles am Montagabend bekannt
wurde, habe er auf einen guten Ausgang der Suche gehofft – vergeblich.
Der Mann schluckt trocken – und geht mit abweisendem Gesicht auf sein
Auto zu. Den Kamerateams, die sich vor der Schule aufgebaut haben, will
er nicht Rede und Antwort stehen.

Das ist in diesem Moment
ohnehin die Hauptaufgabe von Roman Schulz, dem Sprecher des Leipziger
Regionalschulamtes. Er bittet die Journalisten um Rücksichtnahme.
Hinter ihm, im Lehrerzimmer des blassgelben Schulgebäudes, findet
gerade eine Krisensitzung statt. Die Schulleitung und das Kollegium,
sagt Roman Schulz, ständen zum einen selbst unter Schock. Zum anderen
müssten die nächsten Tage besprochen werden. Denn am morgigen Sonnabend
erwartet die Schule ihre diesjährigen Erstklässler zur feierlichen
Einführungsveranstaltung, am Montag hätte für Michelles Mitschüler der
reguläre Unterricht wieder beginnen sollen. Michelle wäre in die dritte
Klasse gekommen. „Es ist völlig klar, dass wir jetzt nicht einfach
wieder zum Alltagsbetrieb übergehen können und wollen“, betont Schulz.
Es seien Schulpsychologen vor Ort, die jetzt das Kollegium und später
dann den Schülern im Umgang mit der Situation zur Seite stehen sollen.
Eindringlich bittet Schulz die Journalisten darum, die noch
minderjährigen Schulkinder weitgehend in Ruhe zu lassen und mahnt
„Besonnenheit“ an.

Polizei durchforstet Dateien nach Sexualstraftätern

Dies indes fällt angesichts des Schicksals von Michelle vielen der
Kondolierenden vor der Schule schwer. „Das Mindeste ist, den Täter sein
Leben lang in den Knast zu stecken – und dann den anderen zu erzählen,
was das für ein Schwein ist“, sagt eine Mutter. Dabei gibt es sowohl
über die genauen Umstände, wie Michelle zu Tode gekommen ist, bislang
ebenso wenig Klarheit wie über die Frage, ob das rotblonde Mädchen
Opfer eines Sexualverbrechens geworden ist. Die eigens gebildete
Sonderkommission, mit 177 Beamten die größte, die jemals in Sachsen ins
Leben gerufen wurde, hält detaillierte Erkenntnisse und das genaue
Obduktionsergebnis geheim – „aus ermittlungstaktischen Gründen“, betont
Polizeisprecher Andreas de Parade. „Der Täter soll möglichst wenig über
unseren Kenntnisstand erfahren.“ Allerdings hatten die Ermittler schon
unmittelbar nach dem Verschwinden Michelles begonnen, ihre Dateien nach
einschlägig bekannten Sexualstraftätern zu durchforsten, die in der
näheren Umgebung oder der Stadt gemeldet waren. 10 000 Euro Belohnung
wollen die Ermittler für Hinweise aussetzen, die zum Mörder Michelles
führen.

Für die Anwohner, die sich vor der Schule
versammelt haben, ist die Sache klar: Schnell fallen Namen, dieser oder
jener Nachbar sei wegen „was mit Kindern“ schon einmal aufgefallen oder
gar vorbestraft. Michaela Z., die in Jogginghose und schmuddeligem
T-Shirt ihre rotgeweinten Augen reibt, erzählt von ihren eigenen drei
Kindern und der Angst um sie. „Viele gehen arbeiten, können die Kleinen
ja nicht rund um die Uhr beschützen.“ Deshalb sei der „elektrische
Stuhl die einzige Strafe, die in Frage kommt: Zack, weg“. Immerhin gibt
es auch reflektiertere Stimmen: Jaquelines Mutter Carola P. weist
darauf hin, „dass man erst einmal abwarten muss, was tatsächlich
rauskommt.“

Plakate mit der Forderung nach Todesstrafe

Denn auf dem tragischen Tod von Michelle kochen inzwischen auch im
Leipziger Südosten recht aktive Neonazi-Gruppierungen ihr Süppchen.
Bereits am Dienstag und Mittwoch hatte es einige kleinere
Spontandemonstrationen gegeben, auch in einer „Initiative aufrechter
Bürger“, die bei der Suche nach Michelle helfen wollte und sich zu
einer Mahnwache vor dem Schultor traf, sei der Anteil kurzrasierter
junger Männer recht hoch gewesen, berichtet Carola P. Nachdem am späten
Donnerstagabend bekannt geworden war, dass Michelle nicht mehr lebt,
hätten am Schultor auch sehr zeitnah zwei Plakate gehangen, die die
„Todesstrafe für Kinderschänder“ fordern. Schulamts-Sprecher Roman
Schulz bestätigt im Gespräch mit stern.de, dass man in Zusammenarbeit
mit der Stadt diese Plakate am frühen Freitagmorgen habe entfernen
lassen. Allerdings, so Schulz, sei für den späteren Nachmittag eine
Demonstration Rechtsextremer angekündigt. Folgt man den Angaben des
rechtsextremen Internetportals Altermedia.info, ist eine Führungsfigur
der Szene mit der Familie Michelles verwandt.

Die
Route der Neonazis dürfte auch am Fundort der Leiche, einem von
Michelles Schule und Ihrem Zuhause etwa anderthalb Kilometer entfernten
Teich am Rande des Naherholungsgebietes Stötteritzer Wäldchen
vorbeiführen. Das an sich sehr ruhige, von der Polizei weiträumig
abgesperrte Areal war am Nachmittag vom Brummen schwerer
Dieselgeneratoren erfüllt: Nachdem am Vormittag Taucher noch einmal den
Teich untersucht hatten, haben die Ermittler mittlerweile die Feuerwehr
um Amtshilfe gebeten. Das Wasser wird zurzeit abgepumpt, um bei der
Spurensicherung „auch keinen sich bietenden Strohhalm auszulassen“,
sagte ein Beamter. Polizeisprecher de Parade spricht von einer „sehr
engagierten, nahezu fieberhaften Suche“ nach verwertbaren Spuren. Für
wen die Beamten das tun, daran mahnen nicht nur die zahlreichen
Handzettel mit Michelles Foto, die immer noch im Viertel aushängen.
Direkt an das Stötteritzer Wäldchen grenzt ein Kindergarten namens
„Villa Kunterbunt“, nicht weit entfernt liegt ein Freibad, aus dem in
der Sommersaison oft fröhliches Kindergeschrei in das
Naherholungsgebiet dringt.

 
  
  
Artikel vom 22. August 2008

 

 

Posted in Dokumentiert | Comments Off on Stern.de 22.08.08

GAMMA-Newsflyer 183

GAMMA-Newsflyer 183 erschienen
Liebe Freundinnen und Freunde,
Anfang des Monats erschien die Sommer-Ausgabe des GAMMA-Newsflyers.
Mit dabei: ein Gastbeitrag zur "national befreiten Zone" Colditz sowie
Berichte zu NPD-Wahlerfolgen und Naziaktivitäten am 1. Mai. 
Das neue GAMMA liegt bereits seit Anfang des Monats in Locations besonders des Leipziger Südens aus. 
Wer eine Printausgabe ergattert hat, findet im Innenteil ein kleines Special...
Beste Grüße bestellt die GAMMA-Redaktion.
--> gamma183-web.pdf
--> http://gamma.antifa.net
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Leipzig-Reudnitz bei Nacht

Erneute Nazi-Demonstration in Reudnitz

Am Freitagabend zwischen 23:00 und 0:30 Uhr sind erneut erneut Nazis durch den Leipziger Stadtteil Reudnitz gezogen. Während sich am zeitweilig bis zu 80 Personen an dem Aufmarsch beteiligten, reduzierte sich die Anzahl der Teilnehmer zum Ende auf 35 bis 40. Wieder einmal musste die populistische Forderung nach der "Todesstrafe für Kinderschänder" als Dauerbrüller herhalten. Diesmal war es allerdings lediglich die Polizei, die sich zu den Nasen  gesellte.

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Kundgebung heute – 21h – Connewitzer Kreuz

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Nach Auffinden eines toten Kindes:

Nazi-Demonstration in Reudnitz

Am frühen Abend des 21.08.2008 demonstrierten ca. 300 Personen spontan durch Reudnitz. Eingerührt wurde das ganze durch die "Freien Kräfte" aus Leipzig. Anlaß war das Auffinden eines toten Kindes am Vormittag durch Spaziergänger. Laut Medienberichten handelte es sich dabei um das seit vier Tagen in Leipzig vermisste Mädchen. Polizeiangaben zufolge starb es eines gewaltsamen Todes.

Um Missverständnissen vorzubeugen: das Autor_innen-Kollektiv will in keiner Weise eine Verharmlosung dieser Straftat zum Ausdruck bringen oder eine Herabwürdigung des Opfers betreiben!

Die Initiatoren dieses Aufmarschs sind im Umfeld von Istvan Repaczki zu suchen. Ebenso stellten Nazis aus dem Einzugsgebiet des "Freien Netzes" einen Großteil der Teilnehmenden. Im vorderen Drittel waren diverse Fackeltträger und schwarze Fahnen zu sehen, die zusammen mit der Parole "Todesstrafe für Kinderschänder" den Charakter der Demonstration klar erkennen ließen. Zudem wurden mehrere Transpis mit der gleichen Parolen, gezeichnet vom "Freien Netz", durch Teilnehmer mitgeführt. Leider waren einige Anwohner_innen nicht in der Lage, zu differenzieren zwischen spontanen Emotionen und der Vereinnahmung und Instrumentalisierung des Todes eines Kindes durch bekennende Nazis und schlossen sich dem Aufzug an.

Ebenso ist die Berichterstattung von – wer kann es sich denken – der LVZ, aber auch des ZDF zu erwähnen. Während die LVZ in zwei Artikel von jugendlichen Anwohnern berichtet, welche am Dienstag spontan geholfen haben, Suchmeldungen der Polizei zu plakatieren (hier handelte es sich um Mitglieder der "Freien Kräfte" Leipzig und der "Bluecaps"), berichtete das ZDF am frühen Abend von "nicht zuzuordnenden" Jugendlichen, welche zu dieser Demonstration aufgerufen hätten (siehe letzte Klammer). Das Thema mag brisant sein, und der Fall tragisch – eine Vereinnahmung durch Nazis ist jedoch nicht hinnehmbar! Es ist schwer zu glauben, dass die "Jungs" den selben Aufwand betrieben hätten, wenn das Opfer nicht mit einem halluzinierten "Deutschen Volkskörper" in Verbindung zu bringen wäre.

update

Das getöte Mädchen war die Nichte des Leipziger Nazis Istvan Repaczki. Dies erklärt sehr gut, wie die NPD im Landtag bereits vor der offziellen Bestätigung durch die Polizei in einer Pressemitteilung vom Tod des Mädchens sprechen konnte. Und so sehr sich die Nazis in einem Beitrag auf dem "Freies-Netz"-Ersatz auch versuchen davon loszusagen, ist die Forderung nach der Todesstraße sehr wohl eine Instrumentalisierung. Und einen wütenden Bürgermob inszenieren zu wollen, der im schlimmsten Falle noch zur Selbstjustiz greift, um nach der Vorstellung diverser Schädelvermesser das "krankhafte Genmaterial auszumerzen", ist eine Politisierung der Tat, die das Opfer und auch die Eltern nicht verdient haben. 

indymedia – Leipzig: Nazis instrumentalisieren Kindstod

indymedia – Nazidemo in Leipzig nach Kindermord

stern.de – Kindermord in Leipzig: Trauer und verzweifelte Wut

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LVZ-Online vom 21.08.08

Polizei: Michelle wurde ermordet

Leipzig. Die achtjährige Michelle aus Leipzig ist ermordet worden. Das
ist das Ergebnis der Obduktion, bestätigte die Polizei. Bei der am
Nachmittag in einem Weiher am Rand des Stötteritzer Wäldchens
gefundenen Leiche handele es sich eindeutig um Michelle, so die Polizei
auf einer Pressekonferenz am späten Donnerstag in Leipzig. Ein Passant
hatte die Kinderleiche gegen 12.30 Uhr entdeckt und die Beamten
informiert. Bevor der leblose Körper geborgen werden konnte, hatten
Spezialisten der Kriminalpolizei mehrere Stunden lang Spuren gesichert.

Das Gewässer befinde sich an der verlängerten Kolmstraße, kurz hinter
der Kreuzung Oberdorfstraße, in der Nähe des ehemaligen Kulturzentrums
Stötteritzer Scheune. Bis zur Wohnung von Michelles Familie sind es vom
Fundort nur wenige Minuten zu Fuß. Das Stötteritzer Wäldchen hatten
Polizisten in den vergangenen drei Tagen zu Fuß und auf Pferden
durchkämmt.

Der Fundort wurde am Mittag weiträumig abgesperrt. Spezialisten des
Landeskriminalamtes und Spürhunde arbeiten vor Ort. Zunächst werden
Spuren gesichert. Knapp 100 Schaulustige sowie dutzende Journalisten
verfolgen die Arbeit der Ermittler.

Michelle war am Montag nach den Ferienspielen im Hort der 25.
Grundschule in der Martinstraße nicht zu Hause angekommen. Sie verließ
das Gebäude gegen 15.30 Uhr. "Die ersten Meter des Heimweges hat sie
zusammen mit einer Freundin zurückgelegt, dann ist Michelle allein
weitergegangen", berichten die Ermittler. An der Kreuzung
Oststraße/Martinstraße trennten sich die Mädchen. Seit diesem Zeitpunkt
wird Michelle vermisst.

Die Strecke sei für das Mädchen nichts Besonderes gewesen. Bereits in
ihrem zurückliegenden ersten Schuljahr sei sie regelmäßig allein nach
Hause gegangen und habe für den Weg bis zur elterlichen Wohnung in der
Carpzovstraße kaum zehn Minuten benötigt. Die Familie des Kindes wird
von Polizeipsychologen betreut.

Am Donnerstag hatten die Ermittler ihre Suche noch einmal ausgedehnt.
Zwei Züge waren am Steinerts Berg in Taucha unterwegs. Die
Pferdestaffel wurde in Mölkau eingesetzt. Schwerpunkt blieben aber
leerstehende Häuser im Leipziger Südosten. Ein konkreter Anhaltspunkt
fehlte zunächst weiter.

Die Hoffnung auf eine erste Spur hatte
sich am Mittwochabend schnell wieder zerschlagen. Jugendliche hatten
gegen 21.30 Uhr in einem leerstehenden Gebäude an der Zweinaundorfer
Straße eine pinkfarbene Jacke mit Kapuze entdeckt, ein Kleidungsstück
wie es auch Michelle bei ihrem Verschwinden getragen hat.

Schon wenige Stunden später war für die Ermittler klar: Sie gehört
nicht dem vermissten Kind. "Die Eltern haben ausgeschlossen, dass es
sich um die Jacke ihrer Tochter handelt", sagte Polizeisprecher Andreas
de Parade gegenüber LVZ-Online. Zudem sei das Textil stark verschmutzt
gewesen. Sie müsse schon länger am Fundort gelegen haben. Auch ein
zuvor gefundener weißer Tunrschuh gehört nicht Michelle.

Die Jugendlichen waren de Parade zufolge auf eigene Faust in ihrem
Stadtteil unterwegs, wollten bei der Suche helfen. "Wir sind für jeden
Hinweis dankbar, warnen aber davor in alte Häuser zu klettern", erklärt
der Sprecher. Die Verletzungsgefahr sei in den maroden Gebäuden hoch,
zudem könnten wertvolle Spuren verwischt werden.

Matthias Roth, Anne Sturm, LVZ-Online / dpa

© LVZ-Online vom: Donnerstag, 21. August 2008

 

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