Und noch eine Demonstration in Reudnitz
Am Montagabend haben sich erneut rund 500 Personen "spontan" in Reudnitz versammelt und sind durch Reudnitz gezogen. Auch diesmal tönte wieder die Forderung nach der Todesstrafe und man hätte fast denken können, der entfesselte Bürgermob geht auf Jagd. Beim genauen Hinschauen wurde dann aber schnell klar, dass nicht wenige Nazis sich auf der Demonstration befanden. Neben dem Fronttranspi (diesmal ohne "Freies-Netz"-Signum und Nationalsozialistenwerbung) wurden schwarze Flaggen von sonnenbebrillten Nazis im Autonome-Nationalisten-Style getragen. Zudem stellten sie eine Art Ordnerdienst und choreografierten Sprechchöre ("Todesstrafe für Kinderschänder", "Keine Gnade für Kinderschänder") sowie Schweigeminuten mittels Megaphonen, teilweise versuchten sie, dass Tragen von Mützen und das Rauchen zu unterbinden. Und wieder kam das halbe "Freie Netz" aus dem 200k-Umkreis angerollt, um mit Istvan auf die Straße zu gehen und diesmal mit versuchsweise reduzierter Nazi-Optik Brücken zu schlagen.
Die Anmeldung erfolgte diesmal nicht durch Nazi-Onkel Istvan, sondern neutraler durch Simone Thalheim, ihres Zeichen Vertreterin einer Initiative aus Eltern und Anwohnern. Sie bestätigte gegenüber der LVZ die Teilnahme von rund 100 Nazis und gab an, aufkommende Sprechchöre mit der Forderung nach der Todesstrafe unterbunden zu haben. Dem widersprachen Anwesende, laut denen die Rufe bis zum Ende immer wieder wahrnehmbar waren. Zudem äußerte sie sich gegenüber einem Kamera-Team und sagte, dass sie "keine Probleme mit den Rechten hätte, selbst nun aber auch nicht rechts sei". Ganz offensichtlich hat sie wirklich kein Problem mit Nazis, vielmehr mit dem Zählen: Selbst die Polizei konnte besser addieren und sprach von realistischeren 300 Nazis im Aufzug.
Das Bildmaterial, welches die LVZ online stellte, spricht genauso Bände und belegt beim genauen Hinschauen nicht nur die zahlenmäßige Anwesenheit, auch die koordinierende Funktion, die Nazis während des Aufmarschs einnahmen, sind gut zu erkennen. (Nazis tragen nicht zwangsläufig eine braune, oder schwarze Uniform, sondern kleiden sich teilweise in einem, oftmals nur an dezenten Symbolen zu erkennenden, subkulturellen Style. Zumindest gestern waren Shirts mit der Aufschrift "Todesstrafe für Kinderschänder" und Pullover und Jacken der Marken "Thor Steinar", "H8-Core" und "Erik&Sons" zu erkennen. Zudem gab es die klassische "Glatze" zu sehen und das neue possierliche Tierchen des "Autonomen Nationalisten". Und angemerkt sei, dass sich von diesen Erscheinungen abgesehen, nicht jeder seine politische Standpunkte auf die Stirn malt.)
Die sogenannte Bürgerinitiative kündigte an, von nun an jeden Montag durch Leipzig marschieren zu wollen und dabei sich nicht mehr auf Reudnitz beschränken zu wollen, sondern bis zum Augustusplatz zu ziehen.
Nachdem die Nazis in einem Beitrag von SpiegelTV (natürlich auch hier der Rethoriker Istvan dabei) nicht gerade bejubelt werden, schafft es auch die LVZ zu erwähnen, dass es diese Demonstrationen (1,2,3) gab und ein Großteil der Teilnehmer Nazis waren.
Bildmaterial: Reudnitz 25.08.08
LVZ 25.08.08 – Mordfall Michelle: Wöchentliche Demonstrationen geplant
LVZ 26.08.08 – Reudnitzer planen Montagsdemos und wollen Eltergruppe gründen
LVZ 26.08.08 – Linke: Stadt soll Neonazi-Forderungen entgegentreten – Gegenkundgebung geplant
flohbu.de – Erster Akt: Reudnitzer Montagsdemo
http://www.youtube.com/watch?v=OeSkWGfW6DY