Fakt vom 2. Februar 2009

Flughafen Leipzig/Halle ist Drehkreuz für US-Militär


Nahezu täglich starten und landen auf dem Flughafen Leipzig/Halle Flugzeuge mit US-Soldaten, die auf dem Weg in die Kriegsgebiete im Irak und in Afghanistan sind. Lange Zeit wurde darüber geschwiegen und auch heute noch gibt es vom Bundesverteidigungsministerium nur ausweichende Antworten auf diesbezügliche Nachfragen. Dabei sprechen die Fakten für sich.

Der Flughafen Leipzig/Halle ist ein wichtiges Drehkreuz – nicht nur für den Luftfrachtkonzern DHL, sondern auch für US-Truppen. Sie machen hier Zwischenstation auf dem Weg in ihre Einsatzgebiete im Irak und in Afghanistan. 450.000 US-Soldaten sind nach FAKT-Recherchen im vergangenen Jahr über Leipzig/Halle in den Nahen Osten gebracht worden. Die sächsische Staatsregierung hat die militärische Nutzung bereits im Juli 2008 eingeräumt. Vom Bundesverteidigungsministerium gibt es aber bis heute keine Bestätigung. Minister Franz Josef Jung verweigert eine Stellungnahme, seine Mitarbeiter schrieben auf die Anfrage von Flughafen-Anwohnerin Inge Noack aber, der Flughafen werde nicht militärisch genutzt.

Freistaat gesteht US-Militärflüge ein

Falscher Eindruck durch zivile Maschinen
Für die Anwohner des Flughafens wie Inge Noack ist diese Antwort alles andere als befriedigend. Sehen sie doch immer wieder US-Soldaten, die in ihren Militäruniformen über das Flughafengelände laufen. Doch die Maschinen, mit denen die US-Amerikaner ankommen und wieder starten, sind keine Militärmaschinen. Vielmehr handelt es sich um Flugzeuge der zivilen Gesellschaft World Airways, die nur vom US-Verteidigungsministerium gechartert wurden. Offiziell sind das zivile Flüge. Für Heinz Dieter Jopp, einen der Chefstrategen der Bundeswehr, besteht an der militärischen Nutzung des Flughafens dennoch keinerlei Zweifel.

"Logistisch gesehen ist Leipzig zurzeit für die Amerikener der zentrale Umschlagpunkt, wenn es um den Transport amerikanischer Truppen aus den USA in die Einsatzräume und zurück geht. Weil sie in Leipzig/Halle einen Flugplatz gefunden haben, den sie 24 Stunden anfliegen können."

Bundeswehr-Offizier Heinz Dieter Jopp warnt vor weiterem Schweigen.Druck auf Minister Jung
Jopp fordert das Verteidigungsministerium denn auch auf, sein Schweigen zu brechen. Wenn mit den Bürgern offen über die US-Flüge gesprochen würde, könne das Vertrauen schaffen, betont Jopp. Alles andere säe Misstrauen.

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Weigel aus Zwickau dringt auf eine Erklärung aus dem Bundesverteidigungsministerium. Weigel, der im Verteidigungsausschuss des Bundestages sitzt, fühlt sich über die genaue Nutzung des Flughafens Leipzig/Halle nicht ausreichend informiert. Gegenüber FAKT betont er, Minister Jung solle im Verteidigungsausschuss eine klare Antwort diesbezüglich geben.

www.mdr.de/fakt

FAKT vom 02.02.2009 

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