Anfrage zu möglichem Nazi-Gelände Kamenzer Str. 10

Einwohneranfrage im Stadtrat 

Im Folgenden dokumentieren wir eine im Stadtrat bereits gestellte Einwohneranfrage zum Objekt Kamenzer Straße 10 in Leipzig als möglicher Veranstaltungsort bzw. Treffpunkt von und für Nazis. Die Antwort seitens der Stadt Leipzig wird in der nächsten Stadtratssitzung am 17.06.09 gegen 17Uhr vorgestellt.



Anfrage an den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig zur Ratsversammlung am 14.6.2009

Zum 10. Mal fand in diesem Jahr der Gedenkmarsch für die Opfer der Todesmärsche 1945 statt.
Noch in den letzten Kriegstagen 1945 hatten SS und Gestapo versucht die von ihnen begangenen Verbrechen durch neue Verbrechen zu verwischen. Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager und Haftlager wurden durch sie geräumt und tausende Häftlinge auf lange, oft ziellose Märsche — auch
von Leipzig aus – gehetzt. Viele der Geschundenen überlebten diese Qualen nicht. Sie starben vor Hunger, Durst, an völliger Entkräftung oder durch dinhje SS-Wachmannschaften.

Zum ersten Mal begann der Gedenkmarsch bereits in Leipzig, um von dort durch den Landkreis nach Wurzen zu verlaufen. Etwa 100 Menschen gedachten am 3. Mai in diesem Rahmen den Opfern der Todesmärsche, 50 waren es in Leipzig.

Die Leipziger Etappe des 10. Gedenkmarsches endete in der Kamenzer Strasse 10. Hier fand sich vom Sommer 1943 bis zum April 1945 ein Außenlager des KZ Buchenwald, wo Menschen zur Arbeit für die HASAG gezwungen wurden. Auch von hier aus wurden noch im April 1945 ZwangsarbeiterInnen auf die so genannten "Todesmärsche" geschickt. Wie am KZ-Außenlager der Erla-Werke in der Heiterblickstraße wurde auch in der Kamenzer Straße ein Wegezeichen im Gedenken an die Opfer gesetzt. Ester Bejarano, Überlebende der KZ Auschwitz und Ravensbrück, richtete Worte des Gedenkens an die Teilnehmenden.
In der Kamenzer Straße selbst teilte die Polizei den VeranstalterInnen des Gedenkmarsches mit, dass es besser wäre, das Wegezeichen und die niedergelegten Blumen wieder mitzunehmen, da der Eigentümer der sich heute auf dem Gelände Kamenzer Straße 10/12 befindlichen Gebäude ein
Problem mit der Aktion hätte. Der Eigentümer selbst war vor Ort und versuchte, mit einem T-Shirt, das mit neonazistischer Symbolik bedruckt war, zur Gedenkveranstaltung zu gelangen, was die Polizei allerdings verhinderte. Weiterhin wurde bekannt, dass das Gelände Kamenzer Str. 10/
12 heute als Ort für Konzertveranstaltungen des extremen rechten Spektrums fungiert.

Wir möchten in diesem Zusammenhang beim Oberbürgermeister nachfragen:

1) Welche Erkenntnisse hat die Stadt Leipzig über die Nutzung des Geländes Kamenzer Straße 10, die im öffentlichen Interesse sind?

2) Ist es richtig, dass hier Nazikonzerte stattfinden, die auch von der Polizei beobachtet werden?


3) War das Gelände vormals im Besitz der Stadt Leipzig?

4) War die historische Bedeutung des Geländes als ehemalige Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald der Stadt Leipzig bekannt?

4) Hat sich die Stadt Leipzig in Kenntnis der Anmeldung einer Zwischenstation des Gedenkmarsches für die Opfer der Todesmärsche 1945 an der Kamenzer Straße 10 mit der Diskrepanz zwischen Anliegen der Gedenkveranstaltung und der heutigen mutmaßlichen Nutzung des Geländes für Neonazikonzerte auseinandergesetzt?

5) Kam es am 3. Mai 2009 selbst zu Zwischenfällen am Objekt Kamenzer Straße, die im Zusammenhang mit dem Gedenkmarsch standen?

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